In der gestrigen Ausgabe der Leipziger Volkszeitung schreibt Sabine Kreuz über den aktuellen Stand der Fahrradunfallstatistik in Leipzig. Der Artikel ist leider nur für zahlende Abonnenten online verfügbar, deswegen eine kurze Zusammenfassung:
Wurden von Januar bis September dieses Jahres 899 Kollisionen (mit 595 Verletzten und zwei Getöteten) registriert, so waren es im Vergleichszeitraum des Vorjahres 813 (mit 555 Verletzten und einer getöteten Person).
Die Unfallzahl ist also um 10,6 Prozent gestiegen, die Zahl der Verletzten um 7,2 Prozent. Da der Radverkehrsanteil am Gesamtverkehr nicht jährlich ermittelt wird, lassen sich nur Vermutungen anstellen, warum es mehr Unfälle mit Radfahrern gibt.
Die Unfallursachen sind für eine Großstadt ziemlich typisch:
Verstöße gegen das Rechtsfahrgebot, sprich das Nutzen der falschen Fahrbahn und der Gehwege, zählen für die Polizei als Unfallursache Nummer eins (allein 93-mal 2006). In der traurigen Hitliste folgen Alkohol- und Drogenfahrten, Fehler beim Einordnen in den fließenden Verkehr, Vorfahrtmissachtung, unangepasste Geschwindigkeit, Rotlichtverstöße, Abbiegefehler sowie falsches Verhalten gegenüber Fußgängern.
Es zeigt sich, dass Geister- und Gehwegradeln eine ziemlich gefährliche Angelegenheit ist.
Dass dieses Phänomen immer mehr grassiert, liegt meiner Meinung nach auch daran, dass Radfahrer in Leipzig konsequent von der Fahrbahn vertrieben werden. Das fängt beim ziemlich aggressiven Umgang miteinander (knappes Überholen, Hupen) an und hört beim “Wir brauchen unbedingt mehr Radwege” auf. Woher soll denn ein normaler Bürger wissen, wo er fahren soll, wenn es so “übersichtliche” Radverkehrsführungen wie am Bayrischen Platz gibt? Wie soll denn ein Radfahrer einsehen, an einer roten Ampel zu warten, wenn er davon an einer Kreuzung drei beachten muss, der Kraftfahrer aber nur eine?
Nur um das klarzustellen: Ich billige Rotlicht- und andere Verstöße gegen die StVO in keiner Weise. Ich versuche nur nachzuvollziehen, warum so viele Leipziger sich anscheinend nicht um Verkehrsregeln scheren.
Zu einem anderen Problem, das im Artikel angerissen wird:
Nach Ansicht von ADFC-Chef Patzer treten Unfälle auch dort verstärkt auf, wo Radwege keine verkehrssichere Führung haben. In diesem Zusammenhang spricht er von einer „schlechten Leipziger Tradition“, Radweg-Markierungen vor Knotenpunkten enden zu lassen.
Ulrich Patzer hat mit seiner Aussage ja völlig recht, aber es ist ja noch viel schlimmer: Unfälle treten generell dort verstärkt auf, wo es Radwege gibt, die normale Straßen kreuzen. Das hat die
Bundesanstalt für Straßenwesen schon 1992 herausgefunden. Die fehlenden Furtmarkierungen verschärfen das eh schon bestehende Risiko nur noch.