Aus der LVZ vom Samstag:
Neun Personen kamen im Vorjahr auf Leipzigs Straßen bei 14 700 Verkehrsunfällen ums Leben, 2200 wurden zum Teil schwer verletzt. Diese Bilanz zog Polizeihauptkommissar Mario Gödt auf der Jahreshauptversammlung der Messestadt Verkehrswacht. Damit gab es zwar 2008 mit neun Todesopfern die geringste Anzahl im zurückliegenden Jahrzehnt, doch das seien eben immer noch neun zu viel gewesen, erklärt Gödt.
1999 verunglückten noch 23 Verkehrsteilnehmer in Leipzig tödlich, in den Jahren 2000 und 2001 jeweils 22 Männer und Frauen.
Besorgniserregend habe sich das Verhalten der Radfahrer entwickelt. „Sie waren allein an 1165 Unfällen beteiligt und verursachten 56,5 Prozent davon selbst“, so der Polizeihauptkommissar.
Komisch, vor fast genau einem Jahr
habe ich einen ähnlichen Artikel schon einmal zerpflückt. Dazugelernt hat seitdem anscheinend keiner der Beteiligten.
Worüber rege ich mich auf? Die Aussage “56,5 Prozent ihrer Unfälle verursachen Radfahrer selbst” vermittelt ein falsches Bild: Radfahrer verunfallen häufiger ohne Zusammentreffen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Dabei — und auch bei Kollisionen mit anderen Radfahrern — passiert meist weniger, als wenn Kraftfahrzeuge beteiligt sind. Deswegen ist es sinnvoll, bei der Betrachtung des “sie-sind-schuld-Anteils” Alleinunfälle und Unfälle zwischen Radfahrern nicht zu betrachten. Daraus ergibt sich dann ein völlig anderes Bild, weil bei Unfällen mit Kfz-Beteiligung Radfahrer nur in einem Drittel aller Fälle die Hauptverursacher sind.
Deutlich wird die nicht vorhandene Aussagekraft der 56-Prozent-Aussage vielleicht, wenn man sie auf Autofahrer anwendet: “Autofahrer waren an zig-tausend Unfällen beteiligt. Mehr als neunzig Prozent davon verursachten sie selbst.”
Genug aufgeregt, ein bisschen Lachen darf auch noch sein. Deshalb weiter im LVZ-Text:
„Hier erwächst für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club eine besondere Verantwortung, um das Fehlverhalten vieler Radfahrer auf Leipzigs Straßen zu reduzieren“, so der Vorsitzende der Messestadt Verkehrswacht, Rolf Michael.
Wie, bitte, darf ich mir das vorstellen? Soll der
ADFC jetzt Hilfspolizisten stellen? Stellt die Verkehrswacht dem
ADFC Geld zur Verfügung, damit der Öffentlichkeitsarbeit betreiben kann? Warum wird diese Forderung nicht an den bzw. die gerichtet, die für Verkehrserziehung zuständig ist (nämlich der Staat bzw. die Stadt)? Warum wird nicht hinterfragt, weshalb sich so viele Radfahrer falsch verhalten?
Ich bin dann mal im Keller, lachen. Könnte auch Heulen sein…
Über die unsinnige Aussage “56.6 Prozent der Radfahrer-Unfälle in Leipzig haben die Radler selbst verursacht” hatte ich hier schon mal berichtet. Das hält die Polizei aber nicht davon ab, sie immer wieder zu propagieren. Zuletzt – ja, es
Aufgenommen: Jul 06, 16:50
Die Verkehrsunfallstatistik für Radfahrer im Jahr 2008 war hier schon mal Thema. Jetzt hat mir die Polizeidirektion ein paar detailliertere Zahlen, zur Verfügung gestellt. Allerdings wurde mit der Auswertung nicht am Jahresanfang begonnen, so dass nur 98
Aufgenommen: Apr 20, 22:25